Foto: Zuzanna Specjal

„Man geht nicht zum Vergnügen ins Exil“

So schrieb Alfred Kerr am 1. Juli 1933 in seinem Tagebuch. Ein Leben im Exil bedeutet, zwischen zwei Kulturen zu stehen – der des Herkunftslands und der neuen Heimat. Mit der Zeit beginnen diese kulturellen Einflüsse zu verschmelzen und formen eine neue, eigene Identität. Meine Komposition Exil spiegelt diesen Prozess musikalisch wider.

Der Bratschist Yossi Gutmann – der leider viel zu früh verstorben ist – übergab mir einst drei Bände mit Hassidic Tunes von Joachim Stutschewsky. Diese Sammlung enthält hebräische Volks- und religiöse Melodien mit Wurzeln im Orient. Ihre klangliche Tiefe und Ausdruckskraft haben mich sofort fasziniert. In ihnen lassen sich nicht nur Ursprünge europäischer Musik erahnen, sondern überraschenderweise auch Parallelen zu alten japanischen Volksliedern entdecken.

In Exil stehen sich zwei dieser Melodien kontrapunktisch gegenüber: Anekomosa, ein altes Volkslied aus Nordjapan, und Haben Yakir li Efrayim aus der Sammlung von Stutschewsky. Die ursprüngliche Fassung der Komposition war für Viola und Klavier gedacht. Für diese Aufführung habe ich das Werk für Altsaxophon und Klavier neu bearbeitet und teilweise gekürzt.

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Ein kleines Geständnis